Die Saar-Region nach dem Wiener Kongress (1815-1871)
Die Schlussakte des Wiener Kongresses vom 9. Juni 1815 ordnet nach der Niederlage Napoléon Bonapartes in den Koalitionskriegen Europa neu. Ziel ist die Restauration der vorrevolutionären Ordnung, soweit diese den siegreichen Mächten inkl. Frankreich noch Vorteile bringt. Die linksrheinischen, westlich des Rheins gelegenen, ehemals französischen Gebiete werden dem Königreich Bayern, dem Grossherzogtum Hessen-Darmstadt und dem Königreich Preussen zugesprochen. Damit bleibt der Saar-Region ein Rückfall in die territoriale Zersplitterung früherer Zeiten erspart (vgl. Karte)
Der östliche Teil um Homburg und St. Ingbert kommt anfänglich unter gemeinschaftliche Herrschaft Österreichs und des Königreichs Bayern. Nach dem Vertrag von München 1816 erhält das Königreich Bayern die alleinige Herrschaft über den Rheinkreis (ab 1837 bayerische Pfalz). Zuständig für die Post ist das königlich bayerische Oberpostamt Speyer.
Der südliche und westliche Teil der Saar-Region um Saarbrücken wurde dem Königreich Preussen zugewiesen und gelangt als Teil des Regierungsbezirks Trier zur Provinz Grossherzogtum Niederrhein (ab 1822 Rheinprovinzen). Die Post bestellt die königlich preussische Post.
Das Gebiet um die Orte Meisenheim, Birkenfeld, St. Wendel und Baumholder wurde ebenfalls dem Königreich Preussen zugesprochen, jedoch mit der Auflage, dieses mittels Abtretungspatenten an verschiedene Landesherren weiterzureichen.
Die Herrschaft Meisenheim gelangt so an die Landgrafschaft Hessen-Homburg (vor der Höhe) und wird 1866 im deutschen Krieg vom Königreich Preussen in Besitz genommen.
Das Gebiet um den Ort Birkenfeld, bestehend aus Teilen der ehemals französischen Kantone:
- Herrstein
- Birkenfeld
- Hermeskeil
- Wadern
- St. Wendel
- Baumholder
- Rhaunen
kommt als Fürstentum Birkenfeld an das zum Grossherzogtum erhobene Herzogtum Oldenburg. Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg (1755-1829) versucht, statt dieser entfernten Exklave ein näher an seinen norddeutschen Stammlanden gelegene territoriale Entschädigung zu erhalten, weshalb die Übergabe des Fürstentums Birkenfeld erst am 16. April 1817 erfolgt. Umgeben von Territorien der preussischen Rheinprovinzen verzichtet das Grossherzogtum Oldenburg auf die Einrichtung eigener Postämter und lässt das Postwesen durch die königlich preussische Post bestellen.
Die zwischen den bayerischen und preussischen Gebieten liegenden Gemeinden um St. Wendel (Teile der ehemals französischen Kantone St. Wendel, Grumbach und Baumholder) werden Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1784-1844) als Lohn für seine Verdienste als General in den Kriegen gegen Napoléon zugeteilt. Diese rd. 540 Quadratkilometer umfassenden Gebiete sind sehr weit vom Kern des Herzogtums entfernt und daher ungeliebt. 1819 wird dieses Gebiet zum Fürstentum Lichtenberg. Nach ihrer Scheidung von Herzog Ernst im März 1826, siedelt sich Herzogin Luise hier an. Der gemeinsame Sohn, Prinz Albert, wird später Gatte von Königin Victoria von Grossbritannien und Stammvater des noch heute regierenden Hauses Windsor. 1834 wird das Fürstentum Lichtenberg mitsamt seinen Einwohnern gegen Zahlung einer jährlichen Rente von 80'000 Talern an das Königreich Preussen verschachert und kommt als Landkreis St. Wendel zum Regierungsbezirk Trier.
Für Daten und Jahreszahlen vergleiche meine Philatelistische Chronik der Saar-Region.
In der nachstehenden Karte sind die Umrisse des heutigen Bundeslandes Saarland in grauer Farbe eingezeichnet, woran wir erkennen können, welche Gebiete der Fürstentümer Birkenfeld und Lichtenberg, des Königreichs Bayern und des Königreichs Preussen, für unsere Postgeschichte der Saar-Region relevant sind.
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